Schutzkonzepterstellung voranbringen

Vertreter:innen des SSB Osnabrück, der Sportjugend Osnabrück, des KSB Osnabrück-Land und der Sportjugend im KSB Osnabrück-Land haben sich gestern getroffen, um zu besprechen, wie die Erstellung von Schutzkonzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt (PSG) in Sportvereinen gemeinsam weiterentwickelt werden kann.

Zu diesem Thema soll es zukünftig einen regelmäßigen Austausch zwischen den beiden Sportbünden geben. Im ersten Meeting wurden neue Ideen gesammelt, um es zukünftig gemeinsam an die Vereine heranzutragen.




Prävention sexualisierter Gewalt: Übersicht von Beratungsangeboten für Betroffene

Die Sportjugend Niedersachsen (SJN) hat auf ihrer Internetseite eine Übersicht für Hilfe für Betroffene von (sexualisierter) Gewalt (im Sport) veröffentlicht. Dort sind alle Beratungsangebote bundesweit, in Niedersachsen und auf kommunaler Ebene aufgeführt

https://www.sportjugend-nds.de/fileadmin/user_upload/NEU_Angebote_Betroffene.pdf

70 Prozent aller befragten Vereinsmitglieder aus der jüngsten Studie „SicherImSport“ berichten von Gewalterfahrungen im Sport, sei es psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt. Schnelle qualifizierte Hilfe und Unterstützung ist neben der Installation von Präventionskonzepten ein weiterer Schritt in  Richtung Schutz vor (sexualisierter) Gewalt im Sport. So ist die am 11. Juli 2023 eröffnete, vom organisierten Sport unabhängige Beratungsstelle „Safe Sport“ ein notwendiger Beitrag, um kompetente schnelle Hilfe für Betroffene zu leisten. Auf Bundesebene, in Niedersachsen und auf kommunaler Ebene arbeiten weitere qualifizierte (Fach)Beratungsstellen vertraulich und kostenfrei in spezifischen Themenfeldern mit zahlreichen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen.




Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport  hat Arbeit aufgenommen

Die Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport  hat ihre Arbeit aufgenommen und bietet Beratung an. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Menschen, die im Breiten- oder Spitzensport Gewalt erlebt oder beobachtet haben:

  • online – also per Mail, Chat oder Video (datensicher über https://safe-sport.not-a-problem.de/ )
  • telefonisch (0800 11 222 00, Mo, Mi, Fr 10-12 Uhr, Do 15-17 Uhr und nach Vereinbarung)
  • vor Ort in Berlin (nach Vereinbarung unter 030 – 220138710)

Bund, Länder und organisierter Sport haben sich am 25. Mai 2022 einstimmig auf die Gründung eines eingetragenen Vereins als Trägerschaftsmodell der Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt geeinigt. Der Trägerverein Safe Sport e.V. wurde auf der Sportministerkonferenz am 03.11.2022 gegründet.

Gründungsmitglieder sind das Bundesministerium des Innern und für Heimat, die 16 Bundesländer, Athleten Deutschland e.V., eine Vertreterin aus dem Betroffenenrat der Stelle “Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM)” sowie ein Vertreter aus der Wissenschaft.

Beratungsgrundsätze sind:

Betroffenenzentrierung

Die ratsuchende Person entscheidet, welche Unterstützung sie wünscht. Die Berater:innen unterstützen einfühlsam, ressourcen- und lösungsorientiert.

Vertraulichkeit

Die Ansprechstelle stellt absolute Vertraulichkeit und Anonymität sicher.

Unabhängigkeit

Die Beratungstätigkeit ist ausschließlich den Ratsuchenden verpflichtet und unabhängig von Dritten.

Datensicherheit

Wir unterliegen der Verschwiegenheit. Die Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben ist garantiert.

Weitere Infos gibt es unter https://www.ansprechstelle-safe-sport.de/.




Studie zu sexuellem Kindesmissbrauch im Sport veröffentlicht

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat erstmals eine große Anzahl von Berichten Betroffener und Zeitzeugen zu sexualisierter Gewalt im Sport detailliert auswerten lassen. Etwa ein Fünftel der Personen berichtete über sexuellen Kindesmissbrauch im Rahmen des Sports in der DDR.

Die am 27.09.2022 heute veröffentlichte Studie der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs bestätigt, dass sexueller Kindesmissbrauch in verschiedenen Sportarten und insbesondere im organisierten Vereinssport vorkommt. Die Betroffenen erlebten den Missbrauch überwiegend im Leistungssport und wettkampforientierten Breitensport, seltener im Freizeitsport und Schulsport. Grundlage der Studie sind 72 Berichte von Betroffenen sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Damit wurde in Deutschland erstmals eine so große Anzahl Berichte zu sexuellem Kindesmissbrauch im Sport wissenschaftlich ausgewertet. Die Studie beinhaltet zusätzlich drei persönliche Geschichten betroffener Menschen.

Die Auswertungen zeigen, dass zwei Drittel der Betroffenen sexualisierter Gewalt nicht nur einmal, sondern regelmäßig und zum Teil über einen langen Zeitraum ausgesetzt waren. In den meisten Fällen handelte es sich um (schwere) sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt. Die Tatpersonen stammen vorwiegend aus dem direkten oder nahen Umfeld und sind männliche Trainer, Betreuer oder Lehrer. Zudem befanden die Tatpersonen sich meist in machtvollen Positionen.

Fast ein Fünftel der ausgewerteten Berichte bezieht sich auf sexualisierte Gewalt im Rahmen des Sports in der DDR. Zu diesem Bereich lagen bisher kaum wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Was in der Studie deutlich wird, sind die besonderen Bedingungen innerhalb des DDR-Sportsystems, die sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen aber auch andere Formen von Gewalt und Vernachlässigung ermöglichten und es für Betroffene fast unmöglich machten, Hilfe zu erhalten. Die sehr frühe Talentsichtung, Auswahl und Förderung sportlich begabter Kinder gehörte ebenso dazu wie das über allem stehende Ziel des sportlichen Erfolgs, welches die betroffenen Kinder die Gewalterfahrungen dulden ließ. Zudem gab es in den Sportschulen und Internaten keine erwachsenen Vertrauenspersonen. Die Kinder waren den Gewalthandlungen von Trainern, Medizinern und sonstigen Sportfunktionären somit schutzlos ausgeliefert.

Die Studie liefert auch Erkenntnisse darüber, welche Erfahrungen Betroffene in den Organisationen des Sports gemacht haben, wenn sie die dort erfahrene Gewalt offenlegten. Die wenigsten Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs wurden aufgedeckt und aufgearbeitet. Betroffene erlebten stattdessen häufig, dass ihre Erfahrungen negiert, bagatellisiert und verschleiert wurden. „Sportorganisationen müssen ein Interesse daran haben, zu erfahren, was in ihrer Einrichtung in der Vergangenheit geschehen ist, auch um Kinder und Jugendliche besser schützen zu können. Darum braucht es ein gesetzlich verankertes Recht von Betroffenen auf Aufarbeitung, das gleichzeitig Institutionen dazu verpflichtet.“, appelliert Prof. Dr. Heiner Keupp, Mitglied der Aufarbeitungskommission.

Die durchaus spezifischen strukturellen Bedingungen vor allem im organisierten Sport, erschweren es, dass sexualisierte Gewalt aufgedeckt wird. Dazu gehört beispielweise die Fixierung auf den sportlichen Erfolg, aber auch die Abhängigkeit von ehrenamtlichen Mitarbeitenden oder Sponsoren. Ebenso tragen das große Machtgefälle zwischen Sportlerinnen und Sportlern und den Trainern oder männlich dominierte Hierarchien in Vereinen und Verbänden dazu bei. Zudem steht das gemeinhin positive Image des Sports der Aufdeckung sexualisierter Gewalt oft im Weg. „Gerade die positive Erzählung des Sports macht es Betroffenen schwer, für ihr im Sport erfahrenes Unrecht und Leid Aufmerksamkeit und Hilfe zu erhalten“, verdeutlicht Prof. Dr. Bettina Rulofs, die leitende Autorin der Studie. Für diejenigen, die als Kind im Sport sexualisierte Gewalt erleben mussten, löst der Sport das Versprechen auf Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung und sportliche Leistungsentwicklung nicht ein. „Betroffene sexuellen Kindesmissbrauchs im Sport machen genau die gegenteilige Erfahrung: Ihnen entstanden lebenslängliche Schäden für die Gesundheit, Psyche sowie die Teilhabe am Sport und am gesellschaftlichen Leben“, so Rulofs.

Um geschützt über akute und vergangene Missbrauchsfälle sprechen zu können, fordern Betroffene eine vom Sport unabhängige Ansprechstelle, die Aufarbeitung initiieren kann. Angela Marquardt, Mitglied des Betroffenenrats bei der UBSKM betont: „Betroffene, die das Schweigen brechen, haben die Grundlage für die vorliegende Studie gelegt. Zu oft behindern Vereine und Verbände bisher eine schonungslose Aufarbeitung von Fällen sexueller Gewalt. Ehrliche Aufarbeitung jedoch ist die Voraussetzung für einen grundsätzlichen Wandel im Leistungs- und Breitensport. Der organisierte Sport ist dies den Betroffenen schuldig“.

Die Studie im Wortlaut findet sich hier: https://www.aufarbeitungskommission.de/wp-content/uploads/Sexueller-Kindesmissbrauch-Kontext-Sport_Studie_Aufarbeitungskommission_bf.pdf




Prävention von sexualisierter Gewalt: neues Online-Seminar

Am 21. Juni veranstaltet der SSB für die Vereine der Sportregion Osnabrück Stadt und Land ein Online-Seminar für Übungsleiter*innen zur Prävention von sexualisierter Gewalt.

Sport ist eine beliebte Freizeitaktivität und Sportvereine sind verlässliche und sichere Orte für Kinder und Jugendliche. Für manche ist der Sport aber leider auch ein Ort der Erfahrung von Grenzverletzungen, Missbrauch und Gewalt.

Sportorganisationen sind herausgefordert Schutzkonzepte und Handlungskompetenzen zu entwickeln, um in Fällen von Grenzüberschreitungen und Übergriffen angemessen zu reagieren. Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt sind ein Qualitätsmerkmal und können einen positiven Prozess initiieren, eine Kultur des Hinschauens zu entwickeln. Das Anliegen der Veranstaltung ist es, ein Bewusstsein für die Prävention sexueller Gewalt zu entwickeln und erste Umsetzungsschritte zu planen.

17294 – Prävention von sexualisierter Gewalt
Termin: Montag, 21. Juni 2021, 18:00 bis 20:30 Uhr
Ort: Online
Referentin: Jutta Schlochtermeyer (SSB Osnabrück)
Kosten: keine
Anmeldeschluss: 17. Juni 2021
2 LE Anerkennung zur Verlängerung der ÜL-Lizenzen C“ Breitensport“ und B „Sport in der Prävention“ und für den C-50 Flexbereich
Anmeldung online